Quote-Ost ist ein ständig wachsendes Netzwerk von Filmschaffenden, das sich für mehr Teilhabe Ostdeutscher im Medienbereich, sowie für mehr Sichtbarkeit und wahrhaftigere Darstellung ostdeutscher Lebenszusammenhänge in Film- und Fernsehproduktionen einsetzt.
Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, diese Spaltung zu überwinden.
Deshalb fordern wir eine Quote für Ostdeutsche in Entscheidungspositionen in der Film- und Fernsehbranche.
„Ostdeutsch, gibt’s das noch?“ Ja, natürlich. „Aber ist das denn wichtig? Ist das inzwischen, über dreißig Jahre nach der staatlichen Einheit, nicht völlig nebensächlich?“ Nein, leider nicht!
Ostdeutsche sind in den Entscheidungspositionen in diesem Land in fast allen Bereichen erschreckend unterrepräsentiert. Studien belegen, dass der Anteil der Ostdeutschen an der deutschen Gesamtbevölkerung mehr als 20% beträgt. Der Anteil Ostdeutscher in Entscheidungspositionen liegt absurd weit darunter. Und keine Besserung in Sicht! Das Problem setzt sich in den nächsten Generationen fort, denn Führungskräfte rekrutieren erwiesenermaßen verstärkt Personen aus eigenen Netzwerken. Dies ist leider und ganz besonders auch in der Film- und Fernsehbranche der Fall. Hier kommen Ostdeutsche in Führungspositionen kaum vor.
Es werden häufig Geschichten von Westdeutschen darüber erzählt, wie sie sich Ostdeutschland vorstellen. Auf diese Weise entstand ein Bild und auch ein Geschichtsbild vom Osten unseres Landes, das mit der Realität immer wieder nicht zusammenpasst. In Drehbüchern werden Klischees und mitunter extremer Unsinn über Gegebenheiten heute und damals in Ostdeutschland verbreitet. Da wird viel getrunken und dunkel ist es sowieso. Und Nazis sind dort überall. Gefühlt schon seit 1945. Es ist eben ein Land, das man nicht kennt und das vielleicht irgendwie spannend ist. Von weitem und von außen.
Wo ist der Innenblick? Wo sind die subtileren, wahrhaftigen Geschichten, in denen – nur so zum Beispiel – mal nicht die Stasi oder Doping der Antagonist ist?
Das wollen wir ändern! Geradezu täglich hört man Begriffe wie Sichtbarkeit, Teilhabe. Warum nicht in Bezug auf Ostdeutsche?
Wir suchen das Gespräch mit den Institutionen.
Vor einigen Monaten haben wir Anfragen an Sender, Kultusministerien, Förderinstitutionen und Streamer geschickt, bei denen wir nach dem Anteil Ostdeutscher in den Entscheidungs- und künstlerischen Schlüsselpositionen gefragt haben. Die Reaktionen waren – höflich gesagt – sehr überschaubar.
Von den Streamern, die am lautesten von allen von Diversität reden, kam gar nichts. Ebenso von den Privatsendern. Bei den Kultusministerien waren die Reaktionen sehr spärlich. BKM – Totalausfall. ZDF – immerhin gesprächsbereit. Bei der ARD kam die Antwort zwar von ganz oben, aber substanzlos und abwiegelnd. Bei den Filmförderungen gab es sehr wenige und prinzipiell ausweichende Antworten.
Immer wieder hört man ja das Argument, man könne doch nicht mehr genau sagen, wer überhaupt ostdeutsch ist und wer nicht. Nur nebenbei: Der BR oder die CSU haben eine Frankenquote… Geht es bei der nach Geburtsort oder Dialekt?
In Studien gibt es verschiedene Ansätze zum Thema Ostdeutsch. Bei allen bleibt der Fakt: Ostdeutsche sind fast ausschließlich in den unteren Etagen zu finden.
Die Unterstützung, die wir seit Beginn unseres Engagements erfahren, ist immens. Besonders auch aus der Generation der Dreißig- bis Vierzigjährigen. Ein Beleg für die Wichtigkeit des Themas.
An der Stelle noch ein paar kleine Fallbeispiele: Wer kennt nicht eine Aussage wie „Man merkt ja gar nicht, dass du aus dem Osten bist.“ Ist das ein Kompliment für eine etwaige Anpassungsleistung? Oder – noch einmal fachspezifisch – ein Zitat aus Drehbüchern wie: „Figur A. spricht ostdeutsch.“ Kann man sich vorstellen, dass es da auch heißen könnte: „Figur B. spricht westdeutsch?“ Im Übrigen: Der Schauspieler, der für A. besetzt wird, sollte dann gerne auch Sächsisch sprechen.
Uns geht es um Lösungen. Spaltung und ein Gegeneinander bringen uns nicht weiter.
Eine Quote kann eine Lösung sein – sicher keine ideale. Aber es wäre endlich ein Anfang.